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Bechtle / Best Practice
Ritterschlag für exzellentes Management

Bechtle rückt am 24. September 2018 als erster deutscher, herstellerunabhängiger IT-Dienstleister in den MDAX auf. Das Erfolgsrezept: Das Unternehmen hat vieles von dem gehalten, was es Kunden und Investoren versprochen hat.

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„Wir sehen die Notierung von Bechtle im MDAX vor allem als Auszeichnung der guten Entwicklung von Bechtle in den vergangenen Jahren und nicht zuletzt auch unserer transparenten Kapitalmarktkommunikation“, kommentiert Thomas Olemotz, Vorstandschef der Bechtle AG, den Aufstieg in den zweitwichtigsten Index der Deutschen Börse in Frankfurt.

Diesem Erfolg kommt ein Umstand entscheidend zu Gute: Der Index wird von 50 auf 60 Firmen erweitert. Damit werden auf einen Schlag zehn neue Plätze für Unternehmen aus dem TecDAX frei. Eines davon ist Bechtle.

Auf Augenhöhe mit dem deutschen Mittelstand

Dennoch darf sich das Management diesen Coup vor allem auf seine eigenen Fahnen schreiben. In den vergangenen Jahren hat es mit ruhiger Hand regiert und gegenüber Investoren und Kunden vieles von dem gehalten, was es angekündigt hat. Und es gibt weitere Dinge, die Bechtle erfolgreich machten.

Das Unternehmen wurde 1983 gegründet und wuchs anschließend vor allem durch Akquisitionen. Heute zählt das Unternehmen rund 60 Standorte in Deutschland, die in der Regel als GmbH und damit auf eigene Kosten agieren. Obwohl längst zu einem Konzern gewachsen finden mittelständische Kunden bei Bechtle in den Geschäftsführern Ansprechpartner auf Augenhöhe. Zudem dienen einzelne Niederlassungen als Kompetenz-Zentren für Themen wie CAD, Navision oder SharePoint der gesamten Gruppe.

Mit Cleverness und Bodenständigkeit

Bechtle widmete sich früh dem Internet-Handel und sicherte sich damit wichtige Margen. Heute steuert der Geschäftsbereich E-Commerce knapp ein Drittel zum Umsatz bei, der Rest kommt aus dem Bereich IT-Systemhaus & Managed Services. In beiden Bereichen lag die Umsatzrendite zuletzt bei vergleichsweise guten 4,5 Prozent.

Der Name Bechtle ist bis heute Programm. Mit „Du bisch scho a rechds Bechtle" zollt der Schwabe seinem pfiffigen Gegenüber den höchsten Respekt. Die drei Firmengründer Klaus von Jan, Ralf Klenk und Gerhard Schick wählten den Firmenamen, so wird erzählt, daher mit Kalkül. Der Firmensitz befindet sich bis heute in Neckarsulm. Cleverness und Bodenständigkeit zählen bis heute zum Image.

Den Gründern Schick und Klenk glückte der Generationenwechsel. Olemotz wurde 2007 angeheuert und führt den Vorstand seit 2009. Die gleiche Konstanz zeigen seine beiden Kollegen Michael Guschlbauer und Jürgen Schäfer. Das Vorstands-Trio steigerte den Umsatz während seiner bisherigen Amtszeit auf das Doppelte und ist auf gutem Wege, die Vision 2020 Wirklichkeit werden zu lassen. Im Geschäftsjahr 2020 soll das Unternehmen fünf Milliarden Euro Umsatz erzielen. Alles deutet auf eine Punktlandung hin.

Gute Mischung aus Rückendeckung und Streubesitz

Mehr als ein Drittel der Aktien befinden sich bei der Gründerfamilie Schick, weniger als die Hälfte der Anteile im Streubesitz. Das schützt den Vorstand vor quengeligen Investoren. Zum Vergleich: Klaus Weinmann, Gründer des Konkurrenten Cancom SE, legte den Posten des Vorstandsvorsitzenden kürzlich nieder, um seine Kräfte voll und ganz dem Abwehrkampf gegen eine feindliche Übernahme zu widmen. Sein Probleme: Er kontrolliert aktuell nur zehn Prozent der Anteile. Fast 80 Prozent dagegen liegt im Streubesitz.

Die Kehrseite des Erfolgs: Der Aufstieg in den MDAX kann für Bechtle schnell zur Bürde werden. Was verspricht das Unternehmen den Investoren nach 2020? Welches Management steht dann dafür gerade? Und ist die mittelständisch-geprägte Geschäftsstellen-Struktur langfristig in einem Milliarden-Konzern zu bewahren?

Zudem ist der MDAX ab sofort das Maß aller Dinge. Einen imageschädlichen Abstieg gilt es ab dem 24. September 2018 mit aller Macht zu vermeiden.

 

Veröffentlicht am 18.09.2018