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IBM / Red Hat
Rometty reitet Panikattacke

IBM will den Open Source-Spezialisten Red Hat für sage und schreibe 34 Milliarden US-Dollar übernehmen. Mit dem teuersten Zukauf der Unternehmensgeschichte führt Konzernchefin Virginia Rometty den einstigen Vorzeigekonzern an eine gefährliche Belastungsgrenze und offenbart ihren strategischen Misserfolg. Viele Investoren haben ihr das Vertrauen bereits entzogen.

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„Die Übernahme von Red Hat ändert die Spielregeln im Cloud-Markt", kommentiert IBM-Chefin Virginia Rometty die geplante Übernahme. „IBM wird damit die weltweite Nummer eins für hybride und quelloffene Cloud-Architekturen.“ Die Zustimmung der Aktionäre und der Kartellbehörden wird bis Mitte nächsten Jahres erwartet.

Rometty hat bislang keine gute Spürnase bewiesen

Rometty steht seit 2012 auf der Kommandobrücke von IBM. Als Vorstandschefin und Vorsitzende des Verwaltungsrates hält sie alle Macht in ihren Händen. Den früheren Vorzeigekonzern hat sie alternativlos auf das Cloud-Geschäft getrimmt. Aus der Cloud heraus wollte sie Künstliche Intelligenz und andere hippe Themen an ihre Kunden verkaufen.

Ohne Erfolg. Sowohl die Umsätze als auch die Renditen schmolzen während Romettys Amtszeit dramatisch ab (-> Tabelle). Einst war IBM als Trendsetter unter den Digitalisierungs-Dienstleistern berühmt. Rometty dagegen hat bislang keine gute Spürnase bewiesen.

Mit dem Rücken zur Wand stielt sie nun die teuerste Übernahme der IBM-Unternehmensgeschichte ein. Damit reitet sie eine Panikattacke, die den Konzern gefährlich an seine Belastungsgrenze führt.

Ob sich die Übernahme rechnet, steht in den Sternen

Red Hat hat das, was IBM fehlt: ein Betriebssystem, das die Rechenzentren der Kunden mit denen der IBM vernetzt und Anwendern erlaubt, die besten lokalen Lösungen mit den besten Cloud-Lösungen zu verweben. Die notwendige Infrastruktur dafür liefern „hybride Cloud-Architekturen“. Auf Basis der Red Hat-Software will IBM diese künftig liefern.

Ob sich die Übernahme rechnet, steht in den Sternen. Denn für einen Jahresumsatz von 2,9 Milliarden US-Dollar, den Red Hat zuletzt erwirtschaftete, blättert IBM mehr als die 11-fache Summe auf den Tisch. Das Angebot an die Aktionäre liegt sogar 63 Prozent über dem letzten Aktienkurs. Vor fünf Jahren hätte IBM die Red Hat-Aktie für ein Drittel kaufen können. Nun aber kommt der Zukauf überaus teuer zu stehen.

Bemerkenswert: Der Kaufpreis summiert sich auf 43 Prozent des Jahresumsatzes der IBM. Bei einer relativ niedrigen Eigenkapitalquote von nur 14 Prozent können allein die Abschreibungen, die IBM in den nächsten Jahren auf den Firmenwert tätigen muss, die Eigenkapitalquote daher schnell in den einstelligen Bereich katapultieren. Die Aktie von Big Blue, einst ein Schwergewicht an der New Yorker Börse, könnte damit endgültig zum Zockerpapier werden.

Für teures Geld kauft IBM Wissen zurück, das bereits im Unternehen war

Was zudem wundert: IBM war eines der ersten IT-Firmen, die viel Geld in quelloffene Server-Betriebssysteme investierte. Mit dem Verkauf des Geschäftes mit Standard-Servern an Lenovo – ein Deal, den Rometty 2014 einleitete – ging dieses Knowhow aber offenbar verloren. IBM kauft nun also für teures Geld genau das Wissen zurück, das vor nicht allzu langer Zeit schon im Unternehmen war.

Viele Investoren haben Rometty das Vertrauen bereits entzogen. Unter ihrer Führung verlor die Aktie fast die Hälfte ihres Wertes. Der historische Rekord wurde im April 2014 mit 212 US-Dollar erreicht. Anschließend entwickelte sich der Preis sukzessive gen Keller. Nach Bekanntgabe des Red Hat-Deals sackte er sogar unter die 120-US-Dollar-Marke ab. Damit erzielte er den schlechtesten Wert seit Ende der weltweiten Finanzkrise vor neun Jahren.

Tabelle

IBM Corp      
Geschäftsjahr 1 Umsatz (Mrd. $) oper. Gewinn (Mrd. $) 2 Rendite (%)
2017 79,139 11,400 14,4
2016 79,919 12,330 15,4
2015 81,742 15,945 19,5
Quelle: IBM; 1 = Geschäftsjahr: bis 31.12. ; 2 = Income from continuing operations before income taxes

Veröffentlicht am 30.10.2018