Jörg Hartmann hat als Chief Operating Officer (COO) bei Konica Minolta Deutschland angeheuert. Der langjährige Fujitsu-Manager soll zunächst das Tagesgeschäft leiten. Dass er sich damit auf Dauer zufrieden gibt, gilt unter Experten als unwahrscheinlich.
Jörg Hartmann hat als Chief Operating Officer (COO) bei Konica Minolta Deutschland angeheuert. Der langjährige Fujitsu-Manager soll zunächst das Tagesgeschäft leiten. Dass er sich damit auf Dauer zufrieden gibt, gilt unter Experten als unwahrscheinlich.
Vor rund sechs Jahren übernahm die Konica Minolta Business Solutions GmbH (KMBS) in Langenhagen mit der Raber + Märcker GmbH in Stuttgart das bislang einzige IT-Systemhaus in Deutschland, das bald danach zu Konica Minolta IT-Solutions (KMIS) umfirmierte. Nun wird es auf die Mutter verschmolzen. Das Management hatte die Fusion vor Jahresfrist angekündigt. Nun steht sie offenbar kurz vor dem Abschluss.
Hartmann ist seit 1. November 2018 als COO bei Konica Minolta an Bord. Er soll das Tagesgeschäft des fusionierten Unternehmens leiten. Der Manager war seit 2001 bei Fujitsu und seinen Vorgängerorganisationen in verschiedenen Positionen und zwischendurch zwei Jahre beim Blackberry-Hersteller Research in Motion tätig. Nach seiner Rückkehr leitete er bei Fujitsu auf europäischer Ebene das PC-Geschäft und zuletzt das Produktgeschäft.
Top-Manager mit internationaler IT-Erfahrung
Es gibt viele Gründe, die für Hartmann in der für Konica Minolta neuen Position des COO sprechen.
Mit ihm holt sich Konica Minolta einen Top-Manager an Bord, der sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene Führungserfahrung vorweisen kann. Experten wie ihn können die Japaner gut gebrauchen, schließlich haben sie in den vergangenen Jahren zahlreiche IT-Systemhäuser in den Nachbarländern übernommen, zuletzt Aurelium in Belgien.
Zudem versteht sich Hartmann auf das IT-Geschäft. Damit setzt er nach innen und außen ein starkes Signal, dass die Fusion auch als Aufbruch in ein neues Zeitalter zu verstehen ist. Man darf gespannt sein, wie schnell er es schafft, seine Erfahrungen aus dem Produktgeschäft in neue, erfolgreiche Service-Modelle zu übersetzen, die die Geschäftsfelder IT und Dokumenten-Management? Nur damit kann Konica Minolta bei seinen Kunden punkten.
Schließlich kommt Hartmann von einem japanischen Unternehmen. Das dürfte Tsuyoshi Yamazato, der sowohl bei KMBS als auch bei KMIS die Geschäfte führt, die Kandidatenwahl sicherlich erleichtert haben.
Wie lange gibt er sich mit COO-Rolle zufrieden?
Gleichzeitig wirft die Berufung Hartmanns mehrere Fragen auf.
Warum wurde er zunächst weit unter Wert verkauft? Schon im September 2018 tauchte sein Name offiziell in einem Organigramm bei Konica Minolta auf. Damals schon als Mitglied der Geschäftsleitung, operativ aber nur als Leiter des strategischen Vertriebs. Und diesen Job sollte sich noch mit Christian Rittmöller, General Manager Direct Sales, teilen.
Innerhalb weniger Wochen aber machte Hartmann dann einen Karrieresprung, ohne den neuen Job überhaupt angetreten zu haben. Alle geschäftskritischen Abteilungen - Vertrieb, Marketing, Service, Supply-Chain sowie die Verwaltung - berichten seit 1. November an ihn, auch Rittmöller. Hartmann selbst wiederum berichtet an Geschäftsführer Johannes Bischof.
Faktisch aber ist Hartmann nun der neue, starke Mann in Langenhagen. Für viele kommt das mehr als überraschend. Auch intern wurde die Nachricht erst verkündet, als sie bereits öffentlich war. Ganz zu schweigen von der offiziellen Pressemitteilung, die bis dato noch gar nicht verschickt wurde. Offenbar hat die Personalie Hartmann das Zeug zum Unruhestifter. Und die wollte man in Langenhagen so lange wie möglich vermeiden.
Denn: Wie lange wird sich Hartmann mit der Rolle des COO in der zweiten Reihe zufrieden geben, bevor er selbst Geschäftsführer wird? Mit dem Posten des COO zieht Konica Minolta eine ganz neue Hierarchieebene ein. Zudem ist Hartmann erst Anfang 50 und damit zu jung, um nicht noch Karriere zu machen.
Bei Konica Minolta aber ist die Zahl der Top-Positionen überschaubar. Eine hält Yamazato, die andere Bischof. Yamazato ist als japanischer Statthalter gesetzt. Bischof, dem gelernten IT-Experten, wurden zuletzt eine Vielzahl an Zuständigkeiten entzogen. Seine direkte Zuständigkeit beschränkt sich aktuell auf den Druckbereich sowie auf die Zukunftsthemen Gesundheitswesen und Industrie 4.0.
Veröffentlicht am 06.11.2018