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Datagroup SE / Abschreibungspraxis
Vage Vermögenswerte

Der IT-Dienstleister Datagroup SE hat im Geschäftsjahr 2018 einen Rekordumsatz erzielt. Gleichzeitig sank die Profitabilität des Unternehmens. Auch die Abschreibungspraxis des Unternehmens wirft Fragen auf.

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Die Datagroup hat ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2018 (bis 30. September) um 21,9 Prozent auf 272,1 Millionen Euro gesteigert. Neben einem organischen Wachstum trugen zu dem Plus vor allem die Übernahme der Almato GmbH, einem Anbieter von Software zur Automatisierung digitaler Geschäftsprozesse, sowie der Zukauf der ikb Data (heute Datagroup Financial IT Services GmbH) bei.

Wachstum-Treiber: Modulares Full-Service-Angebot 

Als weiteren Wachstums-Treiber rückt das Unternehmen seine CORBOX-Lösung in den Vordergrund, die als modulares Full-Service-Angebot für Kunden mit einem Jahresumsatz zwischen 100 Millionen und fünf Milliarden Euro vermarket wird. Auf dieser Basis habe man im vergangenen Geschäftsjahr 20 große Neukunden gewonnen und bei 14 Bestandskunden den Leistungsumfang erweitert. „Insgesamt erwirtschaftet DATAGROUP mit 160 Outsourcing-Verträgen einen Anteil von rund 60 Prozent der Erlöse und ist somit auf gutem Weg, bis zum Geschäftsjahr 20 / 21 auf über 220 CORBOX-Verträge zu kommen“, meldet das Unternehmen.

Was das Unternehmen nicht explizit vorrechnet: Die EBIT-Marge, also die operative Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern, fiel im letzten Geschäftsjahr von 8,3 auf 7,5 Prozent. Damit sank diese Kennzahl erstmals seit sechs Jahren. Zukäufe und Reststrukturierungen hinterließen im letzten Jahr damit deutliche Spuren. Zu den Kostenträgern gehörten u.a. Investitionen in die Infrastruktur inklusive des Umzugs eines Rechenzentrums und die Zusammenlegung der Hamburger Gesellschaften an einem gemeinsamen Standort. Auch an den übrigen Firmensitzen sei gezielt in die hochwertige Ausstattung der Büros investiert, um den Mitarbeitern ein modernes und attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. „Der Wettbewerb um IT-Spezialisten ist spürbar härter geworden und zunehmend ein Engpassfaktor für die Branchenentwicklung“, heißt es in Pliezhausen.

Geschäfts- und Firmenwerte: Viele Zukäufe, aber kein Vermögensverlust

Sorgen könnten Investoren und Kunden bald auch wieder die Geschäfts- und Firmenwerte ("Goodwill") bereiten, die die Datagroup in ihrer Bilanz als Vermögen ausweist. Bilanzexperten halten es für notwendig, den zeitlich bedingten Wertverlust von Übernahmen durch entsprechende Abschreibungen bilanziell nachzuzeichnen – so wie es bei anderen Investitionsgütern üblich ist. Die Datagroup hingegen folgt dieser Regel seit vielen Jahren maximal in homöopathischen Dosen. Eine Praxis, die vor allem die Gewinne bilanziell in die Höhe treibt. 

Die Folge: Bei der Datagroup summierte sich der Goodwill im Laufe der Jahre auf Werte, die weit über dem Eigenkapital lagen. Dem Eigenkapital standen auf der Habenseite damit nur vage Werte gegenüber. Ein Missverhältnis, das die Bonität des Unternehmens und damit die Investitionstätigkeit gefährden kann.

Tatsächlich führte das Unternehmen im Mai 2017 eine Kapitalerhöhung durch und drückte damit den Goodwill unter den Wert des Eigenkapitals. Allerdings lag es damit immer noch weit über den typischen Werten der Konkurrenz. Mit dieser Politik aber scheint bereits wieder Schluss zu sein. Der Goodwill der Datagroup stieg im letzten Geschäftsjahr um 17 Prozent, während das Eigenkapital stagnierte. Und mit jeder weiteren Übernahme - und davon soll es dem Management zufolge noch einige geben - könnte sich dieses Verhältnis weiter verschlechtern. 

Veröffentlicht am 27.11.2018