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IT-Fachkräfte / Frauenanteil
Lasst Euren Worten Taten folgen

Die Mehrheit der Bitkom-Branche will den Frauenanteil unter den IT-Fachkräften erhöhen. Ohne Frauen in Führungspositionen wird sich an den Personalproblemen allerdings auch in Zukunft nichts ändern. Denn was frau nicht sieht, will frau nicht werden.

IP-Telefonanlagen

Frauen sind in IT-Jobs weiter die Ausnahme. Derzeit liegt der Anteil bei 17 Prozent. Das meldet der Digitalverband Bitkom auf Basis einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche.

Eine weitere Botschaft: Die meisten Arbeitsgeber der Branche wollen den Frauenanteil erhöhen, um ihre Personalprobleme zu lindern. 55 Prozent der Befragten erklären laut Bitkom, sich intern dieses Ziel gesetzt zu haben. Mit der Größe des Unternehmens steigt die Bereitschaft, mehr Frauen in IT-Positionen zu beschäftigen. Unter den Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern hat sich jedes zweite (51 Prozent) intern das Ziel gesteckt, den Anteil weiblicher IT-Fachkräfte zu erhöhen, bei den Unternehmen mit 50 bis 199 Mitarbeitern sind es gut zwei Drittel (68 Prozent) und bei den Unternehmen ab 200 Mitarbeitern acht von zehn (80 Prozent). Bis 2024 wollen sie die Frauenquote unter den IT-Spezialisten auf durchschnittlich 25 Prozent steigern.

Das Lamento ist so alt wie die Branche selbst

Was auf den ersten Blick wie eine schöne Vision erscheint, wirkt auf den zweiten Blick wie eine hohle Absichtserklärung. Denn das Lamento über den Mangel an weiblichen IT-Fachkräfte ist so alt wie die Branche selbst. Zeit zu handeln war genug, allein es fehlen die Erfolgsergebnisse.

Schon 2011 äußerte sich der Bitkom zum zu niedrigen Frauenanteil. "Das Berufsfeld ITK muss für Frauen attraktiver werden", sagte der damalige BITKOM-Chef Dieter Kempf. "Dafür muss im Einzelfall auch die Unternehmenskultur auf den Prüfstand gestellt werden." Hierzu gehöre, neben vielen anderen, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

Schon damals lag die Frauen-Quote bei nur 15 Prozent. 25 Prozent sollten es, so das Ziel, bis 2020 werden. An der quantitativen Zielsetzung hat sich nichts verändert. Nur der Termin wurde nun weit nach hinten verschoben.

Männer wie Kempf sind Teil des Problems

Dass die hehren Ziele auch nicht ansatzweise erreicht wurden, liegt nicht zuletzt an Männern wie Kempf. An Einfluss und Macht fehlte es ihm nicht – weder als Präsident des Bitkom noch als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e. V. (BDI), der er bis heute ist. Vor allem aber war er zwei Jahrzehnte lang Vorstandschef der Datev e.G., einem der führenden Softwarehäuser und IT-Dienstleister in Deutschland. Allerdings rückte unter seiner Führung nicht eine einzige Frau in den Vorstand auf. Es sind nicht die Worte, die Männer wie Kempf entlarven, es sind die Taten.

Und ja, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielen bei der Berufswahl eine große Rolle. Das unterscheidet junge Frauen aber kaum noch von jungen Männern. Was die Geschlechter aber nach wie vor trennt, sind die geschlechtsspezifischen Vorbilder. Hier haben die Männer bis heute ein Monopol. Denn in den Führungsetagen der deutschen ITK-Branche sind Frauen fast so selten anzutreffen wie Pinguine am Nordpol. Warum sollten sich junge Frauen für eine Branche ohne eigene Gallionsfiguren interessieren? Hier gilt die einfache Regel: Aus den Augen, aus dem Sinn. Was frau nicht sieht, will frau nicht werden.

Auch der weibliche Nachwuchs zeigt wenig IT-Interesse

Und nein, die Situation wird kurzfristig nicht besser. Denn auch der weibliche Nachwuchs zeigt immer weniger Interesse, eine IT-Fachkraft zu werden. Die Zahl der Bewerberinnen auf IT-Jobs liegt aktuell bei nur 15 Prozent, also unter der angestellten Quote. Zudem sinken an deutschen Universitäten die Anteile der Studentinnen im Fach Informatik wieder. 2017 waren lediglich 19 Prozent der Absolventen Frauen. „Solange Frauen im Informatikstudium unterrepräsentiert sind und noch seltener überhaupt ihr Studium auch abschließen, werden es die Unternehmen weiter schwer haben, mehr IT-Spezialisten einzustellen“, kommentiert der aktuelle Bitkom-Präsident Achim Berg die jüngste Statistik. „Die digitale Welt muss auch von Frauen gestaltet werden.“

Das muss gelten – auch für die Chefetagen.

Es grüßt Sie herzlich

Frank Grünberg

Veröffentlicht am 22.03.2019