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Digitaldruck / Marktbericht
Die Hälfte genügt

Der Markt für Digitaldruck schrumpft. Im letzten Jahr fielen die Umsätze der führenden Hersteller unter die 80 Milliarden Euro-Schwelle. Für die weitere Konsolidierung sind nicht alle Anbieter gerüstet. Vor allem bei der Umsatzentwicklung und der Rendite trennt sich die Spreu vom Weizen.

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Wer überlebt die Konsolidierung im weltweiten Markt für Digitaldruck?

Seit vielen Jahren wird über diese Frage unter Marktbeobachtern heiß spekuliert. Samsung und Dell (in Europa) verließen die Branche bereits. Lexmark und Sharp verloren ihre Eigenständigkeit und wurden an die chinesische Apex (Zubehörhersteller) bzw. Foxconn (IT-Auftragsfertiger) verkauft. Der Xerox-Verkauf an Fujitsu dagegen scheiterte vor Jahresfirst.

Doch der Shakeout wird weitergehen, dafür gibt es klare Indizien. Denn die Nachfrage nach bedrucktem Papier sinkt. Und in punkto Profitabilität trennen die Hersteller Welten.

Der Markt fällt langsam in sich zusammen

Im letzten Jahr schrumpften die Umsätze, die die 14 führenden Hersteller von Digitaldruck-Maschinen erwirtschafteten, um 6,4 Prozent. Erstmals seit Menschengedenken fielen sie damit unter die 80-Miliarden-Euro-Grenze (siehe Tabelle unten). Der Markt, der jahrzehntelang unaufhörlich wuchs, fällt nun langsam aber sicher in sich zusammen.

Wem aber gehört die Zukunft in diesem Markt?

Nimmt man den PC-Markt als Vorbild, dann genügen fünf Hersteller, um die Nachfrage in einem reifen IT-Markt wie dem Office-Druck weltweit zu bedienen. Demnach tummeln sich hier aktuell mehr als doppelt so viele Hersteller wie notwendig. Anders gesagt: Die Hälfte der Hersteller könnte den Dienst quittieren, ohne die Qualität des Angebots spürbar zu reduzieren.

Erfolgsfaktoren: A4 und eine innovative Produktpalette

Unserer Analyse zufolge sind es vor allem zwei Faktoren, die die Hersteller von Digitaldruck-Maschinen erfolgreich machen: Ein starkes Standbein im Massenmarkt des A4-Office-Druck sowie eine breite, eigene Technologiepalette. Auch die Abhängigkeit des Unternehmens vom Druckergeschäft spielt eine Rolle. Dabei gilt: Je geringer die Abhängigkeit, desto erfolgreicher die Druckersparte. Ausnahmen bestätigen hier allerdings die Regel.

HP Inc. vereint alle drei Erfolgsfaktoren auf sich. Nach der Übernahme der Druckersparte von Samsung erzielte die US-Firma im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Office- und Produktionsdruckern, produktnahen Services und Zubehör – so viel wie kein anderer Hersteller in diesem Markt.

Auch in punkto Innovationsstärke ist das Unternehmen spitze. Beispielsweise transferiert es Technologien aus dem PC-Geschäft - etwa IT-Sicherheit - in die Druckersparte. Durch den Zukauf der Samsung-Druckersparte hat es sein ohnehin breites Technologie-Portfolio zudem um die Lasertechnik erweitert. Aktuell kann HP Inc. alle Druckformate (A4, A3 und Großformat) sowie alle Drucktechnologien (Laser / Tinte) aus eigener Herstellung bieten. In der Vergleichskategorie „Operative Gewinnmarge“ führt HP das Feld mit einer Umsatzrendite von 16 Prozent ebenfalls an. Kein anderes Unternehmen verdiente so viel Geld gemessen an seinen Erlösen.

Nur zwei Firmen konnten ihre Umsätze steigern

Gute Chancen auf langfristige Unabhängigkeit dürften auch Epson, Brother und Kyocera Document Solutions haben. Wie HP Inc. haben die drei japanischen Unternehmen ihre Wurzeln im A4-Massengeschäft. Alle drei fahren operativ zweistellige Gewinnmargen ein. Epson und Brother vermarkten sowohl Laser- als auch Tintenstrahldrucker.

Kyocera Document Solutions hat in der Vergleichskategorie „Größtes Umsatzwachstum“ die Nase ganz vorn. Die Japaner steigerten ihre Erlöse in den letzten beiden Geschäftsjahren um 7,1 Prozent. Darüber hinaus verzeichnete lediglich HP Inc. ein Umsatzplus. Bei allen anderen Herstellern gingen die Erlöse zurück.

Auch bei Canon ist anzunehmen, dass das Unternehmen den Markt aktiv konsolidiert. Die Gewinnmarge im Druckergeschäft liegt bei respektablen 12,2 Prozent, mit dem Kamerageschäft verfügt es über ein zweites, starkes Standbein.

Allerdings ist aktuell nicht zu erkennen, wohin die Reise bei Canon strategisch geht. Die Umsätze schrumpfen, und wie erfolgreich das Geschäft mit Produktionsdruckern ist, weist das Unternehmen nicht aus. Auch bei den professionellen Tintenstrahldruckern ist keine klare Strategie zu erkennen. Zudem ist damit zu rechnen, dass die Umsätze mit HP Inc. weiter sinken. Canon lieferte viele Jahre Lasertechnologie an den Konkurrenten. Nach dem Kauf der Samsung-Druckersparte kann der aber mehr und mehr darauf verzichten.

Bei den A3-Sepzialisten trüben sich die Aussichten ein

Bei allen anderen Herstellern, die wie Canon ihre Wurzeln im A3-Kopierer-Geschäft haben, trüben sich die Perspektiven ebenfalls ein. Mit leichten Umsatzverlusten und einer operativen Gewinnmarge von 7,4 Prozent steht Konica Minolta noch am besten dar. Versuche, die große Abhängigkeit vom Druckergeschäft zu verringern, haben bislang allerdings keine erkennbaren Früchte getragen.

Das Gleiche lässt sich für Ricoh sagen. Allerdings fallen die wichtigen Kennzahlen hier schlechter aus.

Auch bei Sharp glänzt die Bilanz nach wie vor nicht. Allerdings hat sich die Ausgangssituation des Unternehmens durch die Übernahme durch Foxconn wesentlich verbessert. Sollte es gelingen, Sharp als weltweite B2B-Marke für Office-Produkte aus dem Hause Foxconn zu etablieren, könnte das Unternehmen zu alter Bülte reifen. Das Portfolio wurde durch die Übernahme der PC-Sparte von Toshiba bereits erweitert.

Bei Xerox, Toshiba Tec und Oki muss sich das Management ernsthafte Sorgen machen

Ernsthafte Sorgen um die eigene Zukunft müssen sich dagegen die Verantwortlichen bei Xerox machen. Der Verkauf des Unternehmens an Fuji war vor einem Jahr fast in trockenen Tüchern, scheiterte aber letztlich am Widerstand zweier Großaktionäre. Seitdem sind die Umsätze und Gewinne dramatisch gesunken – und alternative Erlösquellen nicht in Sicht. Xerox wird unserer Einschätzung nach über kurz oder lang wieder im Verkaufsregal stehen. Gut möglich aber, dass bis dahin viel an technologischer und wirtschaftlicher Substanz verloren gegangen ist.

Trübe Aussichten auch für Toshiba Tec und Oki. Beide Unternehmen erscheinen zu klein, um im Druckermarkt langfristig zu überleben. Beide agieren zudem wenig profitabel. Bei Vertrieb und Markenstärke hinken sie dem Wettbewerb meilenweit hinterher. Ihr Versuch, technologisch und vertrieblich eng zu kooperieren, ist bereits vor einigen Jahren gescheitert.

Ungewiss erscheint auch die Zukunft der Marke Lexmark im Hause Apex. Die US-Amerikaner, die 2016 nach China verkauft wurden, stehen vor der großen Herausforderung, sich als Premium-Marke gegen die interne Billig-Konkurrenz behaupten zu müssen. Schließlich hat Apex mit Pantum auch eine Billig-Marke im Portfolio. Wie Lexmark bei einer Gewinnmarge von nur 2,8 Prozent die notwendigen Investitionen stemmen will, ist mehr als fraglich.

EFI spielt eine Sonderrolle

EFI spielt im Konzert der Digitaldruck-Hersteller eine Sonderrolle. Das US-Unternehmen ist zunächst mit dem Verkauf von Software-Controllern gewachsen, und hat sein Portfolio anschließend durch den Zukauf von Produktionsdruck-Herstellern sowie ERP-Anbietern systematisch erweitert. Im Office-Druck ist es bis heute nicht aktiv. Erstmals seit langer Zeit aber stagnierten die Umsätze im Geschäftsjahr 2018. Ob es sich dabei nur um eine Investitionspause handelte oder das Unternehmen nun zum Verkauf ansteht, bleibt abzuwarten.

Hersteller Druck-Umsatz 2016 / 2017 (Mrd. €) Druck-Umsatz 2017 /2018 (Mrd. €) Druck-Umsatz 2018 /2019 (Mrd. €) Änderung 2019 / 2017 (%) Anteil Druck am Gesamtumsatz 2018 / 2019 (%) oper. Gewinnmarge Druck  2018 / 2019 (%)
HP Inc. 16,5 16,1 17,5 6,1 35,6 16,0
Ricoh 15,1 13,9 13,8 -8,2 88,1 8,6
Canon 15,0 14,2 13,7 -8,5 45,7 12,2
Xerox 9,7 8,8 8,3 -15,0 100,0 3,8
Konica Minolta 6,5 6,2 6,4 -2,3 77,0 7,5
Epson 5,8 5,7 5,6 -2,5 66,4 13,1
Brother 3,2 3,2 3,1 -2,9 58,9 13,1
Lexmark / Apex 3,2 2,8 2,8 -13,1 100,0 2,9
Kyocera Document Solutions 2,7 2,9 2,9 7,1 23,1 11,6
Sharp 2,7 2,6 2,5 -6,6 13,3 6,8
Toshiba Tec 1,6 1,5 1,6 -2,1 41,9 2,9
EFI 0,9 0,8 0,9 -4,7 100,0 2,7
Oki 0,9 0,8 0,8 -15,2 23,2 5,6
Samsung 1,5 1,5 0 -100,0 - -
Alle Hersteller 85,4 80,8 79,9 -6,4   10,4
Quelle: Unternehmen

Veröffentlicht am 21.05.2019