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IT-Infrastruktur für den Mittelstand / Marktbericht
WorkplaceHub versus TerraCloud

Wie können mittelständische Unternehmen das Management ihrer IT-Infrastruktur vereinfachen? Zwei Hardware-Hersteller, Konica Minolta und Wortmann, bieten dafür eigene Konzepte. Unterschiedlicher könnten diese allerdings kaum sein.

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„Der Arbeitsplatz der Zukunft ist intelligent. Menschen, Orte und Geräte werden intuitiv vernetzt. Die Informationen, die Sie brauchen, werden nach Ihren Vorgaben bereitgestellt. Er ist ein Ort, an dem Ihre gesamte IT von einem Produkt abgerufen und gemanagt werden kann. Wo effektive Kollaboration zum Standard wird. Wo Unternehmenseffizienz wesentlich ist – und ein ganz neues Level erreicht wird.“

WorkplaceHub - Große Bedeutung, aber ohne Bild in der Broschüre

Mit diesen Sätzen leitet Konica Minolta seine Werbebroschüre für den WorkplaceHub ein. Das Gerät integriert Server, Multifunktionsgeräte sowie Backup-, Sicherheits – und Management-Lösungen in einer Box und hat die Maße eines A3-Multifunktionsgerätes (MFP), ist also etwa einen Meter hoch und jeweils rund einen halben Meter lang und breit. Im unteren Teil ist die IT-Hardware untergebracht, oben auf thront der Einzug für das Papier. „Der Hub ist der erste Schritt in Ihre Unternehmenszukunft und bietet Ihnen ein Grad an Sicherheit und technischer Ausgereiftheit für Ihre IT, der in kleinen und mittleren Unternehmen selten ist“, verspricht Konica Minolta.

Konica Minolta ist ein japanischer Hersteller, der rund 56 Prozent seines Umsatzes von zuletzt rund 8,2 Milliarden Euro mit der Produktion, dem Verkauf sowie Dienstleistungen rund um das Thema Digitaler Bürodruck verdient. Weil dieser Markt stetig schrumpft, sucht das Unternehmen händeringend nach neuen Umsatzquellen. Im strategischen Fokus stehen dabei IT-Dienstleistungen und der WorkplaceHub.

Wird das Gerät schon vor der Einführung zum Auslaufmodell?

Das Unternehmen will das Gerät in Verbindung mit einer Rund-um-Dienstleistung inklusive Wartung und Reparatur vermarkten, um den eigenen Servicetechnikern eine neue Aufgabe zu bieten. Überraschend: Trotz der großen Bedeutung wird das Gerät in der Werbebroschüre nicht einmal in voller Größe im Bild gezeigt. Will Konica Minolta hier irgendetwas verstecken?

Tatsächlich droht WorkplaceHub ein Auslaufmodell zu werden, bevor es das erste Mal in Deutschland verkauft wird. Die Einführung ist lange überfällig. Es seien vor allem offene Lizenzierungsfragen, die die Einführung verzögerten, war auf der Compass Business Convention Anfang Juni 2019 in Fulda zu hören, auf der Konica Minolta das Gerät Vertriebspartnern präsentierte. Als spätester Termin wurde dort der Oktober dieses Jahres genannt.

Die Strategie japanischer Hardware-Hersteller verfolgt traditionell das Ziel, die eigenen Produktionslinien auszulasten. Wer das an verantwortlicher Stelle nicht schafft, verliert schnell sein Gesicht. Um die Umsatzeinbußen im Office-Bereich auszugleichen, baut Konica Minolta sein Angebot im Bereich der digitalen Produktionsdruckmaschinen seit Jahren aus. Bald soll auch der WorkplaceHub helfen, weitere Erlösrückgänge zu kompensieren.

Allerdings sind die Innovationszyklen in der IT-Branche sehr viel kürzer als in der Produktionsdruck-Branche. Und weil es Konica Minolta auch mehr als zwei Jahre nach der offiziellen Ankündigung nicht geschafft hat, das Gerät verkaufsfertig auf den Markt zu bringen, drängt sich die Frage auf, ob und wie schnell es zukünftig gelingen kann, das komplexe Technologie- und Lizenz-Paket auf dem Stand der Technik zu halten.

Terra Cloud - Cloud-Services aus Deutschland

Den Vertriebspartnern wurden auf der Business Convention unterschiedliche Einsatzszenarien für den WorkplaceHub genannt. Beispielsweise Filialen von Einzelhandelsketten, denen ein Serverraum fehle, die aber drucken und kopieren und sich mit der Zentrale vernetzen wollten. Auch der Betreiber einer Öl-Bohrplattform habe bereits angefragt. Hier könne das kompakte Gerät leichter gegen Feuer und andere Naturgewalten geschützt werden als die einzelnen Komponenten. Die Zukunft wird zeigen, ob sich der WorkplaceHub tatsächlich an diese Zielgruppen verkaufen lässt – oder ob sich die Kunden nicht gleich den Angeboten von Terra Cloud zuwenden, bei dem sie ohne Leistungseinbußen viel weniger Hardware benötigen.

Terra Cloud ist die Marke, unter der die Wortmann AG aus Hüllhorst in Nordrhein-Westfalen ihre Rechenzentrums-Dienstleistungen verkauft. Das Unternehmen machte zuletzt mehr als 1,4 Milliarden Euro Umsatz. Der allergrößte Anteil davon entfiel auf die Produktion von IT-Hardware wie Servern, dem traditionellen Kerngeschäft des Unternehmens.

Mit Terra Cloud ging die Wortmann AG vor rund vier Jahren an den Markt. Das Geschäftsmodell baut auf die Vermietung von Rechenzentrums-Kapazitäten an IT-Dienstleister, die diese Angebote nutzen, um eigenen Kunden u.a. Backup-Lösungen, Entwicklungsumgebungen oder hauseigene Software-Lösungen per Internet bereit zu stellen. Nutzer können auf dieser Basis auf eigene IT-Hardware - und auch den Platz dafür – weitgehend verzichten.

Versteckspiel versus Transparenz: Unterschiedlicher können Lösungsideen für das gleiche Problem kaum sein

Damit ist Terra Cloud der krasse Gegenentwurf zum WorkplaceHub. Unterschiedlicher können Lösungsideen für das gleiche Problem kaum sein. Zwar habe man anfangs eine steile Lernkurve durchlaufen, teilt ein Terra Cloud-Sprecher mit. Heute aber habe man bereits 3.500 Kunden in der Terra-Cloud. Man darf gespannt sein, wann Konica Minolta diese Zahl an Neukunden für den WorkplaceHub vermeldet.

Fraglich bleibt, ob das jemals passiert. Denn während Terra Cloud den eigenen Vortrag auf der Business Convention für alle Teilnehmer – auch die vom Wettbewerb – öffnete, sperrte Konica Minolta sogar die Presse aus. Transparenz sieht anders aus. Das Versteckspiel um den Workplace Hub geht offenbar weiter.

Veröffentlicht am 05.06.2019