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Xerox / Personal
Der Kahlschlag beginnt

Der Druckerpionier Xerox startet den wohl größten Umbau der Unternehmensgeschichte. Um wieder konkurrenzfähig zu werden, müssten zwei von drei Mitarbeitern das Unternehmen verlassen.

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Kooperationen zwischen Drucker-Herstellern sind nichts Neues. Canon liefert HP Inc. seit Jahrzehnten jahrzehntelange Laserdruck-Technik zu, Dell bezog seine Hardware von Lexware. Die nun verkündete Kooperation zwischen Xerox und HP Inc. aber sprengt die bislang bekannten Grenzen. Der Grund: Xerox muss seine Kostenstruktur dramatisch verbessern.

Im Zuge der Partnerschaft, die beide Unternehmen – zunächst für die USA – verkündet haben, wird Xerox eine Reihe von A4- und A3-Einstiegsdruckern und Multifunktionsgeräten von HP vermarkten. Diese basieren auf der Laserdrucktechnologie, die sich HP 2017 mit der Übernahme der Samsung-Druckersparte ins Haus holte.

Toner und Software-Anwendungen für die Geräte werden zwar weiterhin von Xerox an die Kunden geliefert. Dennoch geht damit eine Ära zu Ende. Xerox, das vor mehr als 80 Jahren die Dokumenten-Vervielfältigung mit Hilfe von Toner erfand, überlasst der Konkurrenz zumindest teilweise diesen Markt. Damit legt das Unternehmen die Axt an die eigenen Wurzeln.

Damit nicht genug. Xerox wird zudem künftig als Partner an HPs Device as a Service (DaaS)-Programm teilnehmen. Dieses Programm ermöglicht es Kunden, IT-Hardware wie PCs, Monitore oder Notebooks zur Miete zu beziehen statt sie zu leasen oder zu kaufen. Xerox will dadurch vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen neue Umsatzquellen erschließen. Gleichzeitig ebnet es damit HP – also einem Konkurrenten – den direkten Zugang zu den eigenen Kunden. Wer dieses Risiko freiwillig in Kauf nimmt, muss in großen Nöten stecken.

Xerox wechselt viel Geld, ohne daran zu verdienen

Tatsächlich sprechen die wirtschaftlichen Kennzahlen eine klare Sprache. Im Geschäftsjahr fiel der Umsatz von Xerox um mehr als vier Prozent auf unter zehn Milliarden US-Dollar. Die Umsatzrendite lag bei nur noch 3,8 Prozent. Das Unternehmen wechselt viel Geld, ohne daran zu verdienen.

Das größte Problem ist der immens hohe Personalbestand. Der Pro-Kopf-Umsatz der 30.000 Xerox-Angestellten liegt aktuell bei rund 330.000 US-Dollar pro Jahr. Zum Vergleich: Bei HP Inc. ist jeder Mitarbeiter mehr als drei Mal so produktiv. Um so effizient zu wirtschaften wie HP müsste Xerox rund zwei von drei Stellen streichen.

Vergleich Pro-Kopf-Umsatz
Firma Xerox HP Inc.
Umsatz (Mrd. $) 1 9,8 58,5
Zahl der Mitarbeiter 30.000 55.000
Pro-Kopf-Umsatz ($) 327.000 1.063.127
1 = letztes Geschäftsjahr

 

Neue Holdingstruktur ermöglicht schnelle Verkäufe

Tatsächlich hat das Management bereits mit dem personellen Kahlschlag begonnen. Die rund 1.300 Stellen, die in den letzten neun Monaten offiziell gestrichen wurden, dürften nur der Anfang sein. Der Grund: Kürzlich segnete die Aktionärsversammlung das Holding-Modell ab, das das Management ermächtigt, Unternehmensteile wie Produktion und Vertrieb von Office- und Produktionsdruck-Maschinen in eigenständige Gesellschaften auszulagern - und anschließend an Auftragsfertiger oder die Konkurrenz zu verkaufen.

Der DaaS-Deal mit HP Inc. zeigt, wohin die Reise bei Xerox geht: Mehr Umsatz mit weniger Personal. Für die Aktionäre mag sich diese Formel kurzfristig rechnen. Ob sich damit aus Sicht der Partner und Kunden auch die Qualität der Produkte und Services halten lässt, bleibt abzuwarten.

 

Veröffentlicht am 12.06.2019


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