Die Ceyoniq Technology hat Enno Lückel als Leiter des Expert Centers Professional ECM an Bord geholt. Es ist der dritte Versuch des DMS-Anbieters, die Führungsspitze der noch jungen Abteilung dauerhaft mit einer Führungskraft zu besetzen. Von ihm wird maßgeblich abhängen, ob das Bielefelder Softwarehaus die Erwartungen der japanischen Muttergesellschaft Kyocera Document Solutions erfüllen kann.
Lückel bringt 17 Jahre Erfahrung in den Bereichen Dokumentenmanagement sowie In- und Outputmanagement in seine neue Tätigkeit ein. Der 41-Jährige war zuletzt für nur zwei Monate beim hessischen Elektro-Unternehmen Cavotech tätig. Zuvor hatte er im März 2019 den amerikanischen Software-Anbieter Ephesoft verlassen, für den er mehrere Jahre als Vice President Sales das Europa-Geschäft verantwortet hatte.
Bei der Ceyoniq Technology GmbH in Bielefeld, einem führenden Anbieter von Dokumentenmanagementsystemen (DMS), wird Lückel künftig das Expert Center Professional ECM leiten. Maßgebliches Ziel in der neuen Position sei es, die bestehenden Kundenbeziehungen auszubauen und das Geschäft im gehobenen Mittelstand sowie im Bereich spezifischer Kundenlösungen zu erweitern. „Mittelfristig wird für Ceyoniq zudem der Ausbau des Vertriebs in Europa und darüber hinaus in den Fokus rücken“, sagt Lückel.
Der DMS-Anbieter wird im Markt mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt
Es ist der dritte Versuch des DMS-Anbieters, die Führungsspitze des noch jungen Expert Center Professional ECM dauerhaft mit einer Führungskraft zu besetzen. Die Abteilung wurde im Mai 2018 gegründet. Damals rückte mit Thoralf Hellbach ein ehemaliger IBM-Mitarbeiter an die Spitze, der das Unternehmen aber bereits nach wenigen Monaten wieder verließ. Als sein Nachfolger wurde Michael Brandt berufen, der sich heute aber wieder auf seine eigentliche Aufgabe als regionaler Vertriebsleiter konzentriert. Nun also soll es Lückel richten.
Das Wirken von Ceyoniq Technologies wird im Markt mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. 2015 wurde das Unternehmen vom Druckerhersteller Kyocera Document Solutions übernommen. Es war die zweite Übernahme eines deutschen DMS-Spezialisten durch einen weltweit agierenden Druckerhersteller. Die erste – die Übernahme von Saperion durch Lexmark – war kurz zuvor krachend gescheitert. Die dritte – die Übernahme von DocuWare durch Ricoh läuft operativ gerade an. Die Branche wartet noch auf die Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass man deutsches DMS-Knowhow auf dem Rücken eines Weltkonzern global vermarkten kann.
Das Vertriebsmodell baut auf drei Säulen
Nicht zuletzt von Lückels Fortune wird es daher abhängen, ob der DMS-Anbieter die Erwartungen der japanischen Gesellschafter erfüllt. Sie hatten Ceyoniq mit dem Ziel gekauft, mit Ceyoniq weltweit als DMS-Anbieter durchzustarten.
Das Vertriebsmodell von Ceyoniq baut auf drei Säulen: Erstens auf die Schwesterfirmen TA Triumph-Adler und Kyocera Document Solutions Deutschland, die ebenfalls zum Kyocera-Konzern gehören. Zweitens auf den öffentlichen Sektor. Hier kann Ceyoniq erste Erfolge bei der Einführung der elektronischen Akte, etwa in Nordrhein-Westfallen, vorweisen. Drittens auf mittelständische und große Unternehmen, bei denen vor allem Versicherungen zu den Stammkunden zählen. Hier gilt es vor allem, neue Branchen zu erschließen.
Die Herausforderung: Die nscale-Plattform, das Kernprodukt des Unternehmens, ist aufgrund seines großen Funktionsumfangs zwar preisgekrönt. Für den branchenspezifischen Vertrieb aber ist es oft zu mächtig. Experten vergleichen den weit verzweigten Bauplan der Plattform mit dem unübersichtlichen U-Bahn-Netz einer Millionenstadt, über das sich zwar alle Ziele erreichen lassen, das dem einzelnen Fahrgast aber große Schwierigkeiten bereitet, den kürzesten Weg dorthin zu finden. Über das Expert Center Professional ECM will Ceyoniq sich daher stärker als Lösungsanbieter positionieren. „Unser Ziel ist es, die branchenspezifischen Alleinstellungsmerkmale unserer etablierten Informationsmanagement-Lösung nscale in den entsprechenden Marktsegmenten noch bekannter zu machen.“ Diesen Anspruch hatte einst Hellbach formuliert. Lückel muss nun zeigen, dass das klappen kann.
Wie erfolgreich agiert Ceyoniq unternehmerisch?
Fraglich ist auch, wie erfolgreich Ceyoniq unternehmerisch agiert. In den seit der Übernahme im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanzen wies das Unternehmen einen stagnierenden Umsatz von rund 13 Millionen Euro aus. Für das Geschäftsjahr 2019 (bis 31. März) liegen noch keine offiziellen Zahlen vor. Geschäftsführer Oliver Kreth betonte gegenüber SERVICE.REPORT.IT, dass sein Unternehmen stets zweistellig im Umsatz gewachsen sein. Im letzten Geschäftsjahr habe der Umsatz rund 15,5 Millionen Euro betragen.
In Bezug auf den Gewinn wird das Unternehmen noch einige Jahre unter der Bilanzierungspraxis der früheren Gesellschafter zu leiden haben. Diese hatten die enormen Aufwendungen für die Entwicklung der nscale-Plattform mit mehreren Millionen Euro in der Bilanz aktiviert. Diese Vermögenswerte werden nun jährlich mit hohen Beträgen abgeschrieben, was die Gewinn-und-Verlust-Rechnung stark belastet und diese in den letzten Jahren stets in die rote Zone abstürzen ließ.
Veröffentlicht am 26.09.2019