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Konica Minolta / Strategie
Schwächung für das Service-Geschäft

Die sinkenden Umsätze der Drucker- und Kopierer-Branche zwingen Konica Minolta zu weiteren Sparaktionen. Insider berichten, dass die Auftragssteuerung und Buchhaltung aus Deutschland nach Rumänien verlagert werden soll. Zudem steht offenbar die Schließung des Logistik-Hubs in Solingen an. Eine Verschlechterung im Kundenservice ist nicht auszuschließen. Die Demontage von Geschäftsführer Johannes Bischof scheint sich fortzusetzen.

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Wo sparen, wenn es im Vertrieb nicht läuft? Konica Minolta, Hersteller und Dienstleister rund um das Thema Paper Output, hat sich unseren Informationen zufolge entschlossen, den Hebel im Back-Office sowie in der Logistik umzulegen.

Demnach sollen mit Beginn des neuen Geschäftsjahres zum 1. April 2018 in der Auftragssteuerung und Buchhaltung Stellen aus Deutschland nach Rumänien verlagert werden. Wie viele Stellen in Deutschland davon betroffen sind und ob deutsche Kunden auch in Zukunft  noch deutschsprachige Ansprechpartner haben – die Stellungnahme des Unternehmens lag auch zehn Tage nach unserer Anfrage nicht vor.

Von Solingen nach Emmerich

Das gleiche gilt für die Stellungnahme bezüglich eines zweiten Themas. Denn auch die Zukunft des Logistikzentrums in Solingen steht offenbar vor dem Aus, wie Insider berichten. Der Mietvertrag für das Gebäude, in dem seit 2009 auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern Druckmaschinen für deutsche, belgische und niederländische Kunden zusammengebaut und auftragsgerecht konfiguriert werden, wurde nur bis Ende des Jahres verlängert.

Anschließend stehe, so heißt es weiter, die Schließung des Standortes mit rund 120 Arbeitsplätzen und eine Verlagerung dieser Logistikleistungen ins rund 80 Kilometer entfernte Emmerich an. Dort hat Konica Minolta sein europäisches Logistikzentrum, das eine Fläche von rund 80.000 Quadratmetern bietet. Über Emmerich werden die Regionen Europa inklusive Russlands sowie Teile von Afrika mit Druckern, Multifunktionsgeräten, Anbauteilen und Tonern beliefert. 

Allerdings betreibt Konica Minolta dieses Zentrum nicht in Eigenregie. Dafür ist vielmehr die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) als Logistik-Dienstleister zuständig. Für die BLG allerdings ist der Kontrakt mit Konica Minolta nur einer unter vielen.

Qualitätslevels stehen  in Frage

Aus Kundensicht stellt sich im Falle einer Verlagerung der Kapazitäten von Solingen nach Emmerich vor allem die Frage, ob und wie die Qualitätslevels für das Service-Geschäft in Deutschland gehalten werden können. Deutschland hat, anders als die meisten anderen nationalen Vertriebsgesellschaften des japanischen Konzerns, sein Geschäftsmodell im Bereich Paper Output vor einigen Jahren radikal auf das Dienstleistungsgeschäft gedreht. Der direkte Zugriff auf den Solinger Hub mit seinen Technik-Spezialisten spielte in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Eine Schließung würde zudem eine weitere Entmachtung von Joannes Bischof, dem Geschäftsführer der Konica Minolta Business Solutions GmbH (KMBS) in Langenhagen, bedeuten. Schließlich ist Bischof auch Chef des vertrieblichen Clusters West, dem neben Deutschland Österreich, Belgien und die Niederlande angehören. Bischof würde damit über keine eigene Logistik mehr für seinen Zuständigkeitsbereich verfügen, sondern müsste dieses Geschäft künftig über die für Emmerich zuständige Konica Minolta Europe GmbH abwickeln.

Bischof verlöre weitere Zuständigkeit

Bischofs Bilanz als Chef der deutschen Landesgesellschaft konnte die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Unter seiner Regie rutschte KMBS sogar in die roten Zahlen. Seine Entmachtung begann vor einem Jahr, als Tsuyoshi „Yoshi“ Yamazato neuer Chef der Konica Minolta Europe GmbH in Langenhagen und damit auch zweiter Geschäftsführer der KMBS wurde. Die europäische Gesellschaft residiert im gleichen Gebäude wie KMBS.

Mit der Ankunft in Langenhagen stellte Yamazatos die Autorität Bischofs ohne Verzug in Frage. Er entzog ihm nicht nur die Zuständigkeit für seine „Kernkompetenz“, die IT-Dienstleistungstochter Konica Minolta IT Solutions GmbH, sondern auch für den neuen Geschäftsbereich „Mobotix Business“, der auf der Mehrheitsbeteiligung am pfälzischen Kamera- und Software-Hersteller Mobotix, basiert. Konica Minolta hatte im Frühjahr 2016 rund zwei Drittel der Anteile übernommen. Yamazato verantwortet diesen Bereich nicht nur auf deutscher, sondern auch auf europäischer Ebene. Bischof zeichnet seitdem nur noch für das schwierige Paper Output-Geschäft zuständig.

Wie weit er sich inzwischen vom strategisch wichtigen Geschehen entfernt hat, machte jüngst die Meldung klar, dass Konica Minolta 1,5 Millionen Euro in die Technologieentwicklung von Mobotix investieren will. Ein Teil dieser Investition muss Bischof womöglich durch die Schließung des Standortes Solingen finanzieren.

Marketingabteilungen werden zusammengelegt

Insidern zufolge schlagen sich die neuen Kräfteverhältnisse in Langenhagen inzwischen auch in organisatorischen Umbauten nieder. Demnach verliert die deutsche Marketingabteilung unter der Leitung von Silke Böhling ihre Eigenständigkeit und wird mit der europäischen Leitung unter Olaf Lorenz zusammengelegt. Der Großkundenvertrieb wiederum ist inzwischen vom dritten auf den zweiten Stock umgezogen. Damit arbeitet diese Abteilung nun auf der „Deutschland-Etage“.

 

Veröffentlicht am 07.04.2018