Der Streit um die Zukunft des Kopierer-Pioniers Xerox hat sich innerhalb weniger Tage zu einem tragischen Schauspiel entwickelt, das einen Verlierer offenbart, noch bevor der letzte Vorhang gefallen ist: das Unternehmen selbst. Was bisher geschah.
31. Januar 2018: Der US-Konzern Xerox Corp., Spezialist für digitale Drucktechnologien, veröffentlicht die Bilanz für das Geschäftsjahr 2017. Es ist der erste Geschäftsbericht nach der Abspaltung von der IT-Dienstleistungssparte, die heute unter Conduent firmiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Die Umsätze schrumpften im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent auf 10,3 Milliarden US-Dollar zusammen, die operative Rendite stürzt auf 2,0 Prozent ab (-> Tabelle).
Am gleichen Tag: Xerox und die japanische Fujifilm verkünden Pläne für eine Fusion. Die beiden Konzerne betreiben seit mehr als einem halben Jahrhundert die Gemeinschaftsfirma Fuji Xerox, die auf Kopierer spezialisiert ist. Fuji Xerox steht im Zentrum der Übernahmevereinbarung. Das Joint Venture soll mit dem Anteilseigner Xerox verschmolzen werden, der bislang 25 Prozent daran hält. Dazu kauft Fuji Xerox für rund 6,1 Milliarden Dollar das 75-prozentige Aktienpaket von Fujifim zurück. Fujifilm wiederum erwirbt im Gegenzug 50,1 Prozent der Xerox-Anteile. Der komplizierte Deal soll bis spätestens August über die Bühne gehen.
12. Februar 2018: Die Xerox-Aktionäre Carl Icahn und Darwin Deason werfen dem Management in einem Brief vor, dass die Fusion Nachteile für die Xerox-Aktionäre mit sich bringe, und fordern daher, die Fusions-Verhandlungen zu stoppen.
13. Februar 2018: Xerox weist die Vorwürfe in einer öffentlichen Stellungnahme zurück. Der Brief von Icahn und Deason wird als „irreführend und nicht sorgfältig“ bezeichnet.
Am gleichen Tag: Darwin Deason erhebt Klage gegen das Xerox-Management vor dem Obersten Gericht des Staates New York.
Am gleichen Tag: Das Xerox-Management wirft Deason in einer öffentlichen Stellungnahme vor, seine Anschuldigungen seien unbegründet. Das Unternehmen werde sich daher dagegen wehren und an den Fusionsplänen festhalten.
28. April 2018: Das Oberste Gericht des Staates New York stoppt die Fusion von Xerox und Fujifilm. Die richterliche Begründung: Xerox-Chef Jeff Jacobsen habe mit Fujifilm zusammengearbeitet hat, um seinen eigenen Job zu sichern.
1.Mai 2018: Xerox und die beiden Investoren treffen eine außergerichtliche Vereinbarung. Demnach soll das gesamte Xerox-Management ausgetauscht und der Fusions-Prozess neu geprüft werden, sofern das New Yorker Gericht das Verfahren gegen Xerox bis 3. Mai, 20 Uhr, einstelle. Für diesen Tag hat das Gericht eine Anhörung von Fujifilm angesetzt. Die japanische Fira soll dann ihre Sicht der Dinge schildern.
2.Mai 2018: Das Gericht stellt das Verfahren nicht ein, die gesetzte Frist verstreicht. Die Vereinbarung zwischen Xerox und den beiden Investoren wird damit hinfällig.
4.Mai 2018: Xerox legt Berufung gegen die Entscheidung der Richter ein und das Urteil, das Xerox-Management habe seine treuhänderischen Pflichten verletzt.
Fujifilm hat sich zu den Streitigkeiten bislang mit keinem Wort öffentlich geäußert.
(die Berichterstattung wird fortgesetzt)
Tabelle
Xerox Corp.
Geschäftsjahr 1 |
Umsatz (Mrd. $) |
Rendite (%) |
2017 |
10,3 |
2,0 |
2016 |
10,8 |
5,8 |
2015 |
11,5 |
7,6 |
Quelle: Xerox; 1 = Geschäftsjahr: bis 31.12. |
Veröffentlicht am 07.05.2018