Die Investoren Carl Icahn und Darwin Deason haben den Machtkampf bei Xerox für sich entschieden. Für das Unternehmen werden die Perspektiven dadurch keinen Deu besser. Im Gegenteil: Nun droht der Ausverkauf. Und die deutschen Vertriebspartner hoffen auf ein Wunder.
Gemeinsam halten sie nur 15 Prozent der Xerox-Anteile. Nun aber haben sie 100 Prozent der Macht. Die Investoren Carl Icahn und Darwin Deason haben den Machtkampf bei Xerox für sich entschieden. Den bisherigen Konzern-Chef Jeff Jacobson und einen Großteil der Führungsspitze haben sie vom Hof gejagt und durch Gefolgsleute ersetzt. Zudem wurde der Verkauf an Fujifilm abgesagt.
Die Vorwürfe gegen Jacobson erscheinen stichhaltig
Dass Jacobson das Schlachtfeld als Verlierer verlässt, kann als Beweis dafür gelten, dass die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe stichhaltig waren. Das Duo Icahn / Deason hatte ihm vorgeworfen, den Verkauf der Mehrheitsanteile an Fujifilm vor allem deshalb eingestielt zu haben, um seinen Job zu retten. Das Oberste Gericht des Staates New York hatte den Verkauf daraufhin gestoppt.
Tatsächlich hätte Jacobson sich Luft verschafft und die dauerkritischen Investoren auf Distanz gebracht, wenn der Deal gelungen wäre. Der Grund: Nicht mehr Icahn und Deason hätten die meisten Aktien besessen, sondern Fujifilm. Allerdings stimmte er dafür einem Verfahren zu, in dem sich Xerox mit mehr als sechs Milliarden US-Dollar verschuldet hätte, ohne damit einen Cent mehr in der eigenen Kasse zu haben. Das lässt sich aus den Veröffentlichungen lesen. Gegen diese kalte Enteignung wehrten sich die Investoren mit aller Kraft - am Ende erfolgreich.
Xerox verdiente zuletzt kaum noch Geld
Für das Unternehmen allerdings haben sich die Perspektiven dadurch um keinen Deu verbessert. Das Unternehmen agiert nicht nur in einem schrumpfenden Markt (Drucken). Es verdiente zudem zuletzt kaum noch Geld. Im Geschäftsjahr 2017 (bis 31. Dezember) lag die operative Rendite nur noch bei zwei Prozent. Zwei Jahre zuvor war sie knapp viermal so hoch gewesen.
Die Not war zuletzt offenbar so groß, dass Xerox seine Kunden schwarz-weiß Seiten sogar kostenlos drucken ließ, sofern sie nur einen Xerox-Drucker kauften.
Die Wende soll nun John Vasentin schaffen. Er ist ein Gefolgsmann Icahns und soll die Nachfolge Jacobsons als CEO antreten. Seine Bestätigung durch die Hauptversammlung der Aktionäre gilt als Formsache.
Es gibt einige Tanker (siehe Ricoh), die in der Printing-Branche in Seenot geraten sind. Xerox aber ist der erste Player, bei dem die Investoren auch operativ das Kommando übernommen haben, die man in Deutschland landläufig als „Heuschrecken“ bezeichnet.
Ein Geldsegen winkt nur beim Verkauf
Vasentin soll, so heißt es in deiner Firmenmitteilung, eine „ehrliche und robuste Suche nach strategischen Alternativen“ einleiten. Die aber kann am Ende nur den Ausverkauf bedeuten. Denn ohne Geld und ohne Markt lässt sich das Vermögen der Aktionäre nicht retten, geschweige denn steigern. Ein Geldsegen winkt nur beim Verkauf.
Der Niedergang von Xerox ist ein Paradebeispiel für konsequentes Missmanagement. Der Konzern, der mit der Erfindung des xerographischen Verfahrens in den 1930er Jahren die Vervielfältigung von Papierdokumenten revolutionierte, droht vor allem an seiner Überheblichkeit zu Grunde zu gehen. Bis in die 1980er Jahre war seine Marktmacht so groß, dass er seine Kopierer mehr verteilte denn verkaufte. Die innovative Konkurrenz der japanischen Hersteller setzte ihm daher mehr und mehr zu. Und eine träge und arrogante Unternehmenskultur würgte notwendige Veränderungsmaßnahmen schon im Ansatz ab.
Paradebeispiel für jahrelanges Missmanagement
Einige Beispiele:
In den 1990er Jahren wurde eine Festtintentechnologie entwickelt, die weniger Müll und weniger Feinstaub produzierte als der klassische Toner. Ohne durchschlagenden Erfolg. Die Produktion lief vor wenigen Jahren aus.
2010 wurde der IT-Dienstleister Affiliated Computer Services (ACS) für 6,4 Milliarden US-Dollar gekauft. Die Übernahme sollte Synergieeffekte zwischen den Dienstleistungsbereichen Printing und IT auslösen. Anfang 2017 wurde die Sparte als Conduent wieder abgestoßen. Das Geld war weg, jegliche Hoffnung auf ein zukunftsträchtiges, zweites Standbein auch.
Der frisch gekürte Xerox-Chef Jacobson verkaufte die Trennung damals als Aufbruch. Die neue Unabhängigkeit werde neue Kräfte freisetzen und Investments in Wachstumsbereiche ermöglichen. Ein Jahr später verkündete er die Übernahme durch Fujifilm. Tatsächlich hätten sich die Produktpaletten der beiden Firmen weitgehend ergänzt. Doch auch daraus wird nun nichts.
Alarmsignal für Kunden und Vertriebspartner
Für die Xerox-Kunden ist das Hickhack der letzten Wochen ein Alarmsignal. Denn das Rätsel-Raten, was wann mit Xerox passiert und wie eine Rettung des Unternehmens aussehen kann, geht nun in die nächste Runde.
Wie innovativ wird Xerox in Zukunft sein? Das Problem: Fujifilm hält die Mehrheit am Technologie-JointVenture FujiXerox. Schwer vorstellbar, dass beide Seiten nach all dem Ärger einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Im Gegentiel: Fujifilm will Xerox nun auf Schadenersatz verklagen.
Und wie spendabel wird Xerox in Zukunft sein? Die Antwort auf diese Frage dürfte vor allem die deutsche Landesgesellschaft und deren Vertriebspartner interessieren. Xerox hat seine Umsätze in den vergangenen Jahren in etwa halbiert. Aus diesem Tal der Tränen herauszukommen, wird ohne zielgerichtete Investitionen in Vertrieb und Marketing nicht möglich sein.
Die Vertriebspartner in Deutschland hoffen daher noch auf ein Wunder. „Der Verband der Xerox Vertragspartner ist nach wie vor zuversichtlich, dass es noch eine Einigung geben wird“, erklärt der Vorsitzende Andreas Lapp. „Die neue Fuji Xerox Konstellation ist aus unserer Sicht mehr als wünschenswert und die jetzigen Verzögerungen unglücklich.“
Veröffentlicht am 17.05.2018